„FRAUEN im geteilten DEUTSCHLAND“ – EINHEIT ist nicht dasselbe wie GLEICHHEIT

Die Veranstaltung begann mit einer herzlichen Begrüßung der Gäste durch den ersten Vorsitzenden des Vereins, Frank Domakowski.

Er betonte in seiner Ansprache die Bedeutung der Ausstellung für das kulturelle Gedächtnis und für den gesellschaftlichen Dialog über die Rolle von Frauen in beiden deutschen Staaten.

Zur Eröffnung der Ausstellung „Frauen im geteilten Deutschland“ begrüßte Stadträtin Kirstin Sauter FDP, am Dienstag, den 30. September 2025 in der Landshuter Kleinen Rathausgalerie in Vertretung von Oberbürgermeister Putz, die Mitglieder des Vereins Bund der Berliner mit ihrem Vorstand Frank Domakowski und seinen Vorstandsmitgliedern. Ihr Gruß galt ebenso auch einer beträchtlichen Anzahl von Landshuter Bürgerinnen und Bürger, die sich an der Ausstellungeröffnung beteiligten. Die Ausstellung in der Kleinen Rathausgalerie ist dort noch bis zum 19. Oktober 2025 zu sehen.

In ihrer Eröffnungsrede sagte Stadträtin Kirstin:

„In diesem Jahr feiern wir ein besonderes Jubiläum: 35 Jahre Deutsche Einheit.
Ein Ereignis, das wie kaum ein anderes für den Wunsch nach Freiheit, Zusammenhalt und einer gemeinsamen Zukunft steht. Die Bilder vom Herbst 1989 sind vielen von uns noch heute präsent – voller Hoffnung, Emotion und Aufbruch.

Doch Einheit ist nicht dasselbe wie Gleichheit.
Und Geschichte – das wissen wir – ist nie nur ein politischer Prozess, sondern immer auch eine Summe persönlicher Geschichten.

Vielleicht kennen einige von Ihnen die Buchreihe „Die Wunderfrauen“ von Stephanie Schuster – eine literarische Reise durch das Leben starker Frauen vom Nachkriegsdeutschland bis in die Jahre der Wiedervereinigung.
Diese Romane zeigen sehr eindrucksvoll: Die große Geschichte spiegelt sich in den kleinen Momenten – in Entscheidungen, in Beziehungen, im alltäglichen Ringen um Selbstbestimmung.Und genau das tut auch diese Ausstellung.

Sie lädt uns ein, genauer hinzusehen:
Wie haben Frauen die Teilung Deutschlands erlebt?
Wie unterschiedlich waren ihre Lebenswelten in Ost und West?
Und wie prägten politische Rahmenbedingungen, gesellschaftliche Erwartungen und Geschlechterrollen ihren Alltag?

In der DDR war die Berufstätigkeit von Frauen selbstverständlich – staatlich gefördert, mit einem flächendeckenden Kinderbetreuungssystem. In der Bundesrepublik dagegen hielten sich lange traditionelle Rollenbilder: Die Frau als Hausfrau und Mutter, die oft erst mit Zustimmung des Ehemannes berufstätig sein durfte – bis weit in die 70er Jahre hinein.

Diese unterschiedlichen Erfahrungen haben geprägt – nicht nur Biografien, sondern auch Mentalitäten. Und nach der Wiedervereinigung trafen diese Lebenswelten plötzlich aufeinander.
Frauen aus Ost und West standen vor neuen Herausforderungen: beruflich, gesellschaftlich und nicht zuletzt emotional.

Die Ausstellung, die wir heute eröffnen, macht dies sichtbar.
Und sie stellt Fragen, die auch heute noch aktuell sind.

Denn auch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung erleben Frauen sehr unterschiedliche Lebensrealitäten – abhängig von Herkunft, Bildung, sozialem Umfeld oder familiärer Situation.Noch immer tragen Frauen den Großteil der Sorgearbeit.
Noch immer sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert.
Und noch immer spüren besonders Frauen die Folgen struktureller Ungleichheiten.

Die Ausstellung fordert uns auf, hinzuschauen – nicht nur zurück, sondern auch in die Gegenwart.
Sie erinnert uns daran, dass Gleichberechtigung kein Selbstläufer ist.
Und dass es mutige Frauen braucht – damals wie heute – die sich einmischen und Veränderung gestalten.

Ich danke dem Bund der Berliner, Freunde Berlins Landshut, dass sie diese Ausstellung nach Landshut geholt haben und den Mitarbeiterinnen der Abteilung Kultur, Frau Uta Spies und Frau Andrea Wackerbauer für die Beratung und Begleitung im Vorfeld dieser Ausstellung.

Eine Ausstellung, die wir nicht nur als Rückblick verstehen sollten, sondern als Einladung zum Gespräch, zur Auseinandersetzung und zum Weiterdenken. Ich wünsche uns allen einen bereichernden Rundgang, gemeinsam mit meiner Kollegin Anja König. Im Anschluss darf ich Sie bereits jetzt zu einem Umtrunk einladen. Vielen Dank für Ihre Zeit und dass Sie alle heute hier sind.“

Anschließend führte Stadträtin Anja König, die selbst in Ostdeutschland geboren und aufgewachsen ist, die Gäste in die Inhalte der Ausstellung ein.

Sie beleuchtete die Hintergründe und ordnete die präsentierten Themen historisch ein. König machte deutlich, dass die Ausstellung, die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur konzipiert wurde, eine wertvolle Gelegenheit sei, sich mit Klischees und Realitäten auseinanderzusetzen: mit den Zuschreibungen von „Ostfrauen“ und „Westfrauen“, mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden in Arbeit, Familie, Bildung und politischer Teilhabe.

Die Ausstellung umfasst 20 Tafeln mit Texten, Bildern, Zitaten und multimedialen Elementen. Sie lädt Besucherinnen und Besucher ein, die Lebensrealitäten von Frauen in Ost- und Westdeutschland während der 1970er- und 1980er- Jahre zu vergleichen und kritisch zu hinterfragen. Konzipiert wurde sie von der Historikerin Clara Marz im Auftrag der Bundesstiftung.

Für eine stimmungsvolle Umrahmung sorgte zwischendurch Erich Milles, der auf seiner Drehorgel spielte und den Abend musikalisch bereicherte. Im Anschluss an den offiziellen Teil nutzten viele Gäste die Gelegenheit, bei einem Glas Wein ins Gespräch zu kommen, eigene Erinnerungen auszutauschen und persönliche Erfahrungen aus dieser Zeit miteinander zu teilen.

+ende+

Fotos: h.j.lodermeier

 

weitere Beiträge